Erfahrungsberichte

Mein Sportstipendium in New York und Los Angeles – Teil 2

Bevor es überhaupt losgehen konnte, mussten viele (Betonung liegt hier auf viele) kleine Hürden gemeistert werden. Für jemanden wie mich und für jeden, der es sicher und schnell haben will, ist es notwendig, mit einer Agentur zusammenzuarbeiten – zumindest wenn man das erste Mal den ganzen Prozess durchmacht.

Ich rede von Dingen, die ehrlich gesagt eher keinen Spaß machten, wie Zeugnisse übersetzen und beglaubigen, Spielerverträge beschaffen, Sprachtests überstehen usw., aber auch von Aufgaben, die aufregend waren. Ein wichtiger Teil ist es nämlich, als Spieler für die Trainer in den USA so interessant wie möglich zu sein, sportlich und akademisch. Das ist logisch, weil die Trainer immerhin auf einem anderen Kontinent wohnen und nicht so viele Informationen über jeden Spieler haben können.

Deswegen musste ich ein Video drehen, in dem ich mich vorstelle und ein Training von mir filme. Außerdem hatte ich in der Zwischenzeit alle, auch nur halbwegs brauchbaren, Videos von meinen Spielen besorgt, um sie zu einem Highlight-Video zusammenzuschnippeln.

Die Videos, zusammen mit persönlichen Informationen und Auszeichnungen, wurden in ein Onlineprofil hochgeladen. Das war von nun an meine Visitenkarte für die Trainer in den USA. Diese konnten von nun an von jedem Trainer gesehen werden, der mit einer Agentur zusammenarbeitet (je besser das Ansehen und die Kontakte der Agentur, desto bessere Chancen auf ein Stipendium). Das fand ich cool, denn der Gedanke, mit Trainern über die Lage der Uni und die Höhe des Sportstipendiums zu sprechen, war schon aufregend.

Übrigens dauerte das ganze Prozedere etwa 7-9 Monate! Deshalb als Tipp: Je eher man anfängt, desto besser – denn der frühe Vogel fängt die besseren Würmer.

Gleich vorneweg: Die Agentur hat mich am Anfang 150€ gekostet. Dazu gehört dann das Erstellen des Profils und das Vermitteln/Anbieten desselben. Das Übersetzen und die Sprachtests kosten natürlich auch Geld, wobei man die Tests nicht nur für Sportstipendien gebrauchen kann. Erst nachdem ich einen Stipendienvertrag für die USA unterschrieben hatte und ich auf alle Fälle in die USA fliegen würde, musste ich 2.500€ (die Preise waren Stadt 2011 und sind sicherlich leicht gestiegen seitdem) an die Agentur als Provision bezahlen. Ich denke, die Preise von Agentur zu Agentur nehmen sich nicht viel, weshalb man mit solchen Ausgaben auch in etwa rechnen muss – egal wie sehr Fuchs man versucht zu sein.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass sich die Hilfe durchaus gelohnt hat und ich durch die Hilfe viel mehr Optionen und höhere Stipendien bekommen habe. Dadurch sind, meiner Meinung nach, die Kosten der Agentur mehr als gerechtfertigt, denn ich konnte durch meine Stipendien mehr als 200.000 $ an Studiengebühren sparen (im Vergleich zu einem Studium ohne Stipendium).

Zurück zum Thema: Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich für mich entschieden hatte, ein Angebot anzunehmen. Ich hatte mit einigen Trainern gesprochen, manchmal nur per E-Mail, manchmal etwas persönlicher per WhatsApp oder Telefon. Dabei hatte ich gemerkt, dass nicht jeder Trainer sein Wort hält – zum Glück war ich das aber schon etwas aus meiner Zeit im deutschen Fußball gewohnt… es gibt eben zuverlässige und weniger zuverlässige Menschen!

Wie dem auch sei, ausschlaggebend war, dass ein Trainer aus New York nach Deutschland kam und wir uns trafen. Da wusste ich, dass sie es ernst meinen und es keine “Herde” ist. Es kostet immerhin eine ganze Stange Geld, um nach Europa zu reisen und sich dann verschiedene Spieler anzuschauen. Um ehrlich zu sein, wusste ich davor nicht, wie ich die Bemühungen und auch das “Rekrutieren” einschätzen sollte.

Ich liebe meine Freunde und Familie, und das war für mich die schwierigste Entscheidung, die ich treffen musste. So weit weg und das für eine so lange Zeit war schon eine Herausforderung. Im Endeffekt ist es mir aber genau deswegen viel leichter gefallen, mich in meine neue Umgebung zu integrieren. Innerlich weiß ich immer, dass da jemand ist, auf den ich mich verlassen kann, und deshalb kann ich größere kalkulierte Risiken eingehen.

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