Was macht eine College Saison so besonders? Wie ist das sportliche und akademische Niveau? Wie unterscheidet sich “College Soccer” von deutschem Fussball? All diese Fragen und vieles mehr beantwortet uns University of Tampa Student-Athlete Michael Schessl heute!
Das ausführliche Videointerview findet ihr hier!
Name: Michal Schessl
Uni: University of Tampa, Florida
Sport: Fussball
Für alle die dich nicht kennen – stell dich doch mal kurz vor! Woher kommst du? Und wo stehst du grade im Thema Sportstipendium?
Hallo zusammen, mein Name ist Michael Schessl. Ich komme aus Niederbayern und bin 27 Jahre alt. Im Augenblick mache ich meinen Master in Florida. Ich bin derzeit Zuhause und habe Semesterferien bzw. „Online-class“. In 2 Wochen fliege ich noch einmal rüber für ein letztes Semester und im Dezember ist das Kapitel Amerika leider schon vorbei.
Letztes Semester, also schon ein alter Hase! Bist du aufregt oder genießt du zurzeit noch die Zeit Zuhause?
Teils, teils. Ich habe ein weinendes und ein lachendes Auge. Aber natürlich freue ich mich auf das letzte Semester. Spielerisch wird es leider nicht der Abschied sein den ich mir gewünscht hätte, weil ich leider wieder verletzt bin und vor 4 Wochen eine Knie-OP hatte, aber trotzdem freue ich mich nochmal darauf das Team und alle Kumpels zu sehen und nochmal ein paar Monate Florida zu genießen.
Wie ich leider rausgehört habe hast du dich in der Collegezeit auch ab und zu verletzt? Aber wie ich im Vorgespräch auch rausgehört habe ist es an eurer Uni sehr familiär und der Trainer hat dir immer den Rücken freigehalten und trotz der Verletzungen das Stipendium weiter verlängert?
Leider ist es sportlich nicht immer so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich bin 2017 das erste Mal rüber geflogen und habe mir dann gleich eine Kette an Verletzungen zugezogen. In der ersten Saison habe ich mir gleich im 5ten oder 6ten Spiel das Kreuzband gerissen und das Jahr drauf wieder eine OP, weil bei der ersten OP nicht alles optimal gelaufen ist. Und jetzt diesen April habe ich mir noch mal das Kreuzband gerissen, ohne Fremdeinwirkung beim Laufen! Leider mussten sie erst den Bohrkanal füllen, so dass die eigentliche OP erst diesen Januar gemacht wurde. Fußball ist ein leistungsbezogener Sport, auch hier in Amerika, und ich bin natürlich auch hier rübergekommen um sportlich so viel zu erreichen wie möglich! Das wurde mir jetzt leider durch viele Verletzungen deutlich erschwert. Im Collegesport geht es aber auch viel darum wie das Akademische läuft und da hatte ich das Glück, dass ich da gepunktet habe und von daher haben die Coaches da zu mir gehalten und ich konnte mein Stipendium behalten. Das wäre im Fussball in Deutschland wahrscheinlich ein wenig anders gelaufen, wenn du da 3-4 Jahre am Stück immer wieder verletzt bist.
Wie du auf die Verletzung eingegangen bist, hört man schon das du vom Fach bist, aber auf dein Studienfach kommen wir gleich noch. Erzähl uns erstmal noch wie genau kamst du auf die Idee Sportstipendium in den USA – wie und wo hattest du das erste Mal davon erfahren?
Bei mir war das sehr spontan und kurzfristig. Es war im Februar 2017 im 3ten Semester in meinem Studium in Deutschland. Und hab dann gehört als ich in der Bayern Liga gespielt habe, dass wenn ich auf diesem Niveau sehr gut spiele, ich auch eine gute Chance auf ein Stipendium in den USA habe. Das hat sich alles sehr interessant angehört für mich, weil ich auch schon immer gerne gereist bin, ich habe zum Beispiel auch eine Weltreise nach meinem Abitur gemacht. Ich habe dann den Kontakt zu Athletes USA aufgenommen durch einen Freund und dann ging alles sehr schnell, weil wir schon relativ spät im Prozess waren. Dies wäre natürlich eine Sache die ich im Nachhinein anders machen würde. Ich würde deutlich früher mit dem ganzen Prozess anfangen. Aber ich habe trotzdem 2 lukrative Angebote für ein Stipendium bekommen. Einmal von der University of Tampa, in Florida und dann noch eine Divison 1 Uni in South Carolina. Im April bin ich dann rüber geflogen nach Tampa und habe da 2 Tage verbracht. Und die Uni hat mich sehr überzeugt. Und dann musste natürlich alles noch schneller gehen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht mal wie viel Jahre Spielberechtigung ich bekomme. Am Ende ist alles gut ausgegangen
Was waren deine anfänglichen Bedenken und Probleme und wie hast du es geschafft die zu beseitigen?
Es hat alles überraschend gut funktioniert rückblickend. Aber es war schon stressig gerade das ganze Thema rund um die Beantragung des Visums, Sprachtests, Spielberechtigung, da ist ja schon einiges zu erledigen! Aber mir wurde da super geholfen von Athletes USA und der Uni. Als ich dann drüben ankam war die Anfangszeit auch sehr gut. Wir waren zwei Deutsche und konnten daher die ganze Geschichte gemeinsam erleben und uns gegenseitig unterstützen!
Wie war dein Englisch Niveau vorher und wie schnell hat es sich verbessert?
Das liegt an einem selbst wie viel Zeit man investiert. Bei mir war es so, ich war nicht der Beste in Englisch. Aber es geht dann relativ schnell, weil überall Englisch geredet wird. Es dauert ein paar Woche, bis man sehr sicher ist und irgendwann fängt man halt auch einfach an auf Englisch zu denken, dann hast du den Übergang geschafft😉. Quatscht einfach mit euren „Teammates“ und auch wenn am Anfang nicht immer alles grammatikalisch komplett richtig sein mag, einfach mutig sein!
Was studierst du und warum? / Hast du studiert? An welcher Uni hast du studiert ?
Ich habe erst in Deutschland Sportwissenschaften studiert. Ich habe dann in Tampa „Human Perfomance“ studiert und den Bachelor gemacht. Und habe dann meinen Master in „Nutrition Science“ gemacht im Januar! Ich bin also jetzt im Bereich „Trainingslehre und Ernährungswissenschaften“ unterwegs!
Wie bewertest du dein Studium von der Qualität her? Die USA stehen generell in dem Ruf im Bereich Sportwissenschaften ganz vorne mitzuspielen!
Tatsächlich ähnlich wie du es sagst. Das Studium ist reintheoretisch nicht so tief wie in Deutschland, weil das Studium in Amerika nicht so spezifisch ist. Man hat immer noch während des Bachelorstudiums deine normalen Fächer wie zum Beispiel Religion. Es ist fast, wie beim Abitur man hat seinen Schwerpunkt aber macht trotzdem alles andere auch. Aber es ist viel einfach praktischer als in Deutschland wir haben zum Beispiel an meiner Uni viele Dinge, die uns in der Praxis weiterhelfen, die Facilities sind absolut top. Die Möglichkeiten zur praktischen Anwendung der gelernten Inhalte sind einfach überragend. Ich finde außerdem super das an meiner Uni viele junge Professoren sind, die teilweise auch eine Social Media Präsenz haben und da ihr Wissen teilen.
Erzähl mir einmal über dein Bestes Erlebnis in den USA, einmal sportlich und dann bitte akademisch?
Sportlich gab es persönlich ja leider nicht so viel zu feiern, aber als Team gab es im ersten Jahr den Conference Titel! Akademisch war ich 2020 Major of the Year. Deutsche Tugenden sind sowohl auf dem Feld als auch im Klassenzimmer (Pünktlichkeit,Fokus,Bereitschaft) scheinbar sehr beliebt und werden von Trainern und Professoren belohnt! Wir sind zurzeit 7 Deutsche😉
Jetzt lass uns noch mal von deinem Studium den Sprung machen zu den besonderen Herausforderungen einer Collage Saison bzw. was ist das Besondere?
Das Besondere ist, dass sie sehr kurz ist! Nur 8-10 Wochen. Und dass man 2-3 Spiele die Woche hat und jeden Tag Training. Dazu kommt auch noch das bei einem Unentschieden es in die Verlängerung geht, in jedem Spiel, nicht nur in Turnieren und es gibt auch noch das Golden Goal. Und die Vorbereitung ist auch nur 2-3 Wochen mit jeweils 2 Trainings Einheiten pro Tag. Die Trainingsweise ist in den USA generell physischer als in Deutschland. Am wichtigsten ist hier die Regeneration um dann für die Spiele wieder voll fit zu sein alle 3 Tage! Ich würde sagen das ist auch ein Grund, warum ich mich im ersten Jahr verletzt habe. Ich konnte nicht richtig regenerieren und dadurch hatte ich einen Strukturellen Schaden. Dazu kommen in Florida auch die extreme Hitze und Luftfeuchtigkeit.
Das stimmt in Deutschland ist man gewöhnt das man 4-5 Wochen Sommerpause hat und das dann die Vorbereitung kommt, 4-5 Wochen und dann in der normalen Saison nur 3-4 Training die Woche. Natürlich kann dich der College Fußball mit seinen Möglichkeiten körperlich nochmal auf ein anderes Niveau bringen. Wie würdest du den Fußball in den USA einschätzen?
Er ist viel physischer als in Deutschland und das die Trainer nicht so taktisch ausgebildet sind, dadurch bleibt viel Taktik auf der Strecke, dies wird über die Physis und Gradlinigkeit ausgeglichen. Ich sehe es auch in meiner Mannschaft, die meisten Verletzungen haben Europäer. Es ist kein schlechterer Fußball, sondern ein anderer!
Ich habe gesehen du hast dich während des Studiums auch selbständig gemacht und hast schon eine gewisse Präsenz auf Instagram. Erzähl uns mal, was bietest du an?
Ich habe mich letztes Jahr selbständig gemacht im Bereich Onlinecoaching. Zu Beginn habe ich Ernährung und Training abgedeckt. Mittlerweile habe ich mich auf Ernährung fokussiert, da ich hier einfach den größeren Hebel für die Performance sehe! Ernährung ist sehr wichtig und wird oft unterschätzt. Ich helfe Fußballern in einem Coaching, welches auf 10-12 Wochen aufgeteilt ist, ihre Ernährung zu verbessern und auf die individuellen Ziele und Bedürfnisse auszurichten.
Auch hier einmal der Sprung zur Besonderheit des College-Sports. auch hier ist die Ernährung sehr wichtig! Wenn ich zweimal in der Woche spiele und Training habe musst du natürlich anders essen als der deutsche Durchschnittssportler. Ich denke da siehst du auch große Unterschiede, ob du einen College-Athleten betreust oder einen Fußballer aus Deutschland?
Genau! Da muss man auch unterscheiden was für individuelle Ziele der Athlet hat. Aber natürlich, wenn man in der Saison ist oder in der Vorbereitung, ist die Ernährung natürlich neben dem Schlaf extrem wichtig zur Regeneration. Wenn man nicht seine Kalorien deckt und zu wenige Kohlenhydrate und Proteine isst, dann regeneriert man einfach zu schlecht. In Deutschland ist das anders, weil man nur einmal am Tag trainiert und dadurch weniger Kalorien braucht.
Ich denke das ist ein spannendes und großes Thema für alle die sich für ein Sportstipendium interessieren! Was hast du am meisten in den USA an Deutschland vermisst während deines Studiums?
Am meisten vermisst natürlich die Familie. Und Essenstechnisch würde ich sagen einfach die deutsche Küche! Die Küche in den USA ist nicht speziell oder traditionell. Ich habe solche Dinge wie guten, deutschen Senf einfach sehr vermisst und Sauerkraut.
Welche Städte und Regionen hast du bisher kennen gelernt? Und was ist dir in besonderer Erinnerung geblieben?
In Amerika selbst bin ich gar nicht viel rumgekommen, tatsächlich mehr in Südamerika! Im ersten Jahr 2017 bin ich mit Freunden an die Westküste gefahren, Kalifornien und Las Vegas zum Beispiel, außerdem nach Seattle geflogen und nach Saint Diego. Ich habe immer wieder die Möglichkeit ausgenutzt in den Ferien (Spring Break) nach Panama und nach Kolumbien zu reisen. Letztes Jahr war ich für 7 Wochen mit einem Freund in Costa Rica.
Da bist du viel rumgekommen in Südamerika! Und für alle die es nicht wissen, es ist nur ein Katzensprung nach Kuba zum Beispiel. Hast du Tipps oder Hinweise für alle die sich interessieren für das Thema? Was würdest du mit dem Wissen von jetzt anders machen?
Rein Organisationstechnisch würde ich einfach früher anfangen, weil es viel Stress erspart! Und mir ein gutes Highlight Video machen, das bringt vielleicht nochmal 2-3 zusätzliche Angebote😉 Und einfach ernährungstechnisch und von der Fitness her würde ich mich schon besser vorbereiten. Ich würde jedem raten gerade im ersten Jahr den Fokus mehr auf dem Sport zu behalten und weniger auf Partys zu sein und eher den Schlaf und die Erholung zu priorisieren. Zumindest während der „Main-Season“, nach der Saison ist dafür sicherlich auch noch viel Zeit 😉
Schnellfrage Runde
Große oder kleine Uni: Mittlere Uni 😉
Küste oder Berge: Berge
Spring Break oder Winter Break: Spring Break
NFL oder NBA : NBA
Spring oder Fall Semester: Fall Semester ( Hauptsaison😉)
College Bar oder Haus Party: Haus Party
That`s it, Danke dir für deine Zeit !!! Für alle die Interesse daran haben mit Micha zusammen zu arbeiten und sich gezielt auf die nächste Saison vorzubereiten, einfach hier klicken und eine DM schicken;)